Sonntag, Juni 02, 2013

Nach FC Bayern-Triple: Eiseskälte im 60 Kilometer entfernten Augsburg

Bevor ich zu diesem ernüchternden Fazit komme, noch ein paar Vorbemerkungen, die meine Zeilen weiter unten erklären.

Abbildung rechts: Augsburger Lech-Hochablass im Winter 2012

Zur Jahreswende 1973/74, als Helmut Haller, inzwischen 33-facher Nationalspieler, erster deutscher Fußballer des Jahres in Italien und Vize-Weltmeister 1966, der für den FC Augsburg eine ähnliche Aura ausstrahlte wie Franz Beckenbauer für die Bayern, aus dem sonnigen Süden von Juventus Turin zum FC Augsburg (FCA) zurückgekehrt war, fieberte ich in den Stehrängen des altehrwürdigen und maroden Rosenaustadions (Fassungsvermögen damals 35.000 Zuschauer) mit einem Verein, der eine Siegesserie nach der anderen hinlegte und bei dem ich als 10-jähriger Bub meine ersten fußballerischen Gehversuche gemacht hatte.

Dort und in den Jahren danach (Drei Vereinswechsel) bis 1982 war ich aktiver Spieler eines Augsburger Bezirksligavereins (Das entsprach damals der 5. Klasse von der Bundesliga abwärts und der vierten von der C-Klasse aufwärts).

Zu diesem Zeitpunkt hatte der FC Augsburg den Wiederaufstieg in die Regionalliga geschafft, dem damaligen Unterbau der 1. Fußballbundesliga - eine unglaubliche Erfolgsserie. Zum besseren Verständnis für die DFB-Regel damals:

1) Bundesliga
2) Regionalligen
3) Oberligen; bei uns in Bayern die Bayernliga

Eine wahre Fußballeuphorie brach aus. Der FCA wurde als Neuling Meister der Regionalliga Süd, verpasste aber in der Aufstiegsrunde um einen Punkt hinter Tennis Borussia Berlin den Aufstieg in die 1. Bundesliga (Für mich damals gleichbedeutend mit einem Weltuntergang). Im Schnitt sahen über 23.000 Zuschauer die FCA-Heimspiele - und mittendrin der Bernd.

Ich kann mich noch an legendäre Freistoßtore Hallers in sprichwörtlich letzter Minute erinnern, ausgeführt mit fast aufreizend lässiger Körpersprache aus dem Stand wie gegen den 1. FC Nürnberg, an eine grandiose Stimmung im Rosenaustadion ohne Pyrotechnik, und an eine Zeit, die ein wenig an den Aufstieg des Dorfvereins SV Alsenborn erinnerte, wenn auch in etwas anderen Dimensionen, was die Erwartungshaltung der beiden Vereine betraf.

In dieser Zeit - und auch bis in die späten 1980er-Jahre - hatte zwischen der exzellenten Jugendabteilung des FCA (dem späteren deutschen Jugendmeister) und dem großen FC Bayern ein sehr intensiver Spielerwechsel stattgefunden, meistens vom FCA in Richtung Bayern München. Man denke an Namen wie Raimund Aumann, Roland Grahammer und andere. Zur Erinnerung: Bernd Schuster ging damals nicht zum FC Bayern, sondern zum FC Köln, danach zu Barcelona, wo er endgültig zum Weltstar aufstieg. 

Zwischen München und Augsburg liegen geografisch gesehen gut 63 Kilometer

Heute aber scheinen es fast Lichtjahre zu sein, die den FCA-Fan vom FCB-Fan unterscheiden.

Gestern eröffnete mir die Tochter meiner Freundin während des DFB-Pokalendspiels etwas, das mich doch ziemlich schockiert hat: Die FCA-Ultras halten zu Borussia Dortmund. WOW!

Und als das Spiel gestern gegen 22.00 Uhr beendet war, hörte man keinerlei Hupkonzerte für den FCB, von Autokorsos ganz zu schweigen. Dass tut echt weh!

FCA-„Fans“, die sich für Proleten in der (Neonazi-) Fan-Gemeinschaft beim BvB stark machen, kann ich nicht mehr ernst nehmen. Mal sehen, wie sich die Fankultur beim FCA weiterentwickelt. Und: Wieso und für was braucht man Pyrotechnik?

Vorerst ist der FCA für mich gestorben, obwohl ich in Augsburg 58 Jahre meines Lebens verbracht habe.

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