Samstag, Juli 09, 2011

Präimplantationsdiagnosik-Debatte: Selbstverwirklichungswunsch der Eltern versus Lebensrecht des Kindes

Es ist ja auch nicht so, dass es nur darum geht, sich den Wunsch nach eigenen Kindern zu erfüllen....; es wird ja auch oft so hingestellt, als ob das Kind (m)ein Eigentum wäre.
(Peter Radtke)

Handelt es sich bei der am vergangenen Donnerstag gefällten Entscheidung r die Präimplantationsdiagnostik (PID) um einen „Sieg der Vernunft“ und Machbarkeit, also des Sieges des
utilitaristischen Prinzips über das Menschenrecht auf Leben, wie Veronika Hackenbroch im SPIEGEL beinahe triumphierend titelt?

Nach der hitzigen Diskussion vor der Abstimmung im Bundestag (Leserstimmen im SPIEGEL-Thread) zur gesetzlichen Festschreibung der PID muss ich diese für mich niederschmetternde Erkenntnis gewinnen.

Für mein Empfinden geradezu grotesk und peinlich die zu [Krokodils-] Tränen rührende Darbietung des Abgeordneten Steffen Boghahn von der Partei Die Linke, der mehr als deutlich zur Schau stellte, dass es ihm nur um eines ging - die Verwirklichung seiner Vorstellung von Familienplanung.

Um
seine Vorstellung von lebenswert oder nicht ging es letztendlich ihm und seinen Gesinnungsfreunden - gleich, ob das der ebenso holzschnittartig argumentierende evang. Theologe Peter Hintze (CDU) oder andere Redner querbeet in der zu Recht von Fraktionszwängen völlig befreiten Debatte artikulierten. Steffen Boghahn, Peter Hintze und andere verloren bezeichnenderweise kaum ein Wort darüber, dass bei der PID in der Petrischale etliche Embryonen aussortiert, also "entsorgt" werden....; und selbst bei einem positiven Befund für zwei oder drei verbleibende Embryonen kann keine Garantie dafür gegeben werden, dass das Kind gesund zur Welt kommt. Auch das wurde von ihnen nicht thematisiert....

Dass es auch anders geht, zeigt Die Linke-Mitglied Dr. Ilja Seifert!

Bilden Sie sich selbst ein Urteil, falls Sie bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu hatten. Eine Video-Zusammenstellung der Redebeiträge im Bundestag können Sie hier abrufen.

Die manchmal moralinsaure Vorgehensweise des katholischen PID-Gegners Wolfgang Thierse in anderen Politikfeldern (z.B. zu Nahost und Israel) findet meist nicht meine Zustimmung. Aber das spielt hier keine Rolle; und diesmal hatte er nach meinem Dafürhalten Recht:

Bei allem Hin und Her in der leidenschaftlich geführten Diskussion bleibt - abseits von allen anderen parteipolitischen Erwägungen/"Sachzwängen" - letztlich doch eine Wahrheit stehen: Menschen entscheiden darüber, ob andere zur Welt kommen dürfen oder nicht. Und hier handelt es sich sehr wohl um einen Dammbruch, keineswegs um eine Bagatelle oder grobe Vereinfachung, wie seitens der PID-Befürworter den PID-Gegnern (wie mir) in ideologischer Manier unterstellt wird.


Ich will nicht mehr viel Worte machen und stattdessen einfach Peter Radtke (*1943), den bayerischen Schriftsteller und Schauspieler zu Wort kommen lassen, der sich wie ich gegen die Präimplantationsdiagnostik ausspricht.

Er, der durch Vererbung bedingt mit Glasknochenkrankheit lebt (ich sage bewusst "lebt" und nicht "leben muss"), führt meines Erachtens auch äußerst überzeugend aus, warum er so und nicht anders argumentiert.

Bitte hier
oder auf die Abbildung klicken, um das Interview des Hessischen Rundfunks mit Peter Radtke anzuhören. Es wurde Ende Juni geführt, also vor der Entscheidung im Bundestag. Radtke war Mitglied der Ethik-Kommission, die im Vorfeld tagte.

Technischer Hinweis: Ich habe beim Podcast keine Pausen- oder Stoppfunktion gefunden. Die Audiodatei startet gleich nach dem Aufruf. Also bitte den Lautsprecher einschalten. Ich denke, es lohnt sich.

Lesetipp: Ralf Schuler: Auf der ethischen Rutschbahn

Sonntag, Juli 03, 2011

Pathologisch gesundes Gewissen

"Zweitens ist die Linkspartei die Verkörperung des pathologisch gesunden Gewissens. Sie sind Antifaschisten in einem Land, in dem es keinen Faschismus gibt. Sie sind heute gegen die Nazis, obwohl die Nazis heute nur noch als Kostümnazis irgendwo hinter Rostock auftreten.

Die Leute in der Linkspartei haben vergessen, dass niemand so schnell zu Nazis übergelaufen ist wie die Kommunisten.

Heute rot, morgen braun. Es ist das klassische antisemitische Motiv der 20er, 30er Jahre. Damals war der Antisemitismus der Kitt, der die Parteien zusammenhielt, sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner. Das hat die Linke auch versucht. Einen Spagat zwischen links und rechts über das Mittel des Antisemitismus."

[...]. Der linke Antisemitismus ist deshalb so schlimm, weil er so herzig daher kommt, weil er sich seiner selbst nicht bewusst ist und weil er nicht anerkennen will, dass man das antisemitische Potential par ordre de mufti nicht aus der Luft schaffen kann. Und nachdem sich das antisemitische Potential heute nicht mehr auf den einzelnen Juden konzentrieren kann, konzentriert es sich auf das jüdische Kollektiv.

Hervorhebungen durch Castollux.

Das vollständige CICERO-Interview mit Henryk M. Broder hier.

Abb. oben: Wahlslogan von Die Linke in Kronach.

Das nackte Elend an Gazas Strand

Die Quelle zur Bilderreihe, die man hier abrufen kann, ist wohl alles andere als der Zusammenarbeit mit bösen Zionisten verdächtig: PalTimes, über die die Hamas kommuniziert.

Dass die Flottilla auch keine Spielekonsolen, Computer und etliche andere Annehmlichkeiten anliefern muss, lässt sich hier nachweisen. Kein Wunder, dass man nichts zu essen hat, wenn man in Festplatten beißt.

Die Flottilla liefert nur sich....dem Gespött aus.....sonst nichts.

Ausführlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit in Gaza hier. Und warum Gazas Unternehmer (!) über die Flottille nicht amused sind, kann man bei Israelnetz nachlesen.

MEMO: Ein Ghetto, wie es die "Friedens-Aktivisten" fälschlicherweise auf Gaza projizieren, sieht so aus.