Dienstag, Januar 19, 2010

Feinde der WordPress-Community: Meinungsfreiheit unerwünscht

Gestern erreichte mich die schockierende Nachricht eines Mitglieds vom Blog Freunde der offenen Gesellschaft (FdoG): Der Blog war durch einen Angriff komplett gelöscht worden. Wie tw24 schreibt, fanden sich am
„5. Tag des noch jungen Jahres zunächst die aktiven Mitglieder des Blogs beim Blick auf ihren Nutzerstatus von gleichberechtigten Administratoren degradiert zu Autoren, und nun sind sie nicht einmal mehr das – das Blog, das lange Zeit erreichbar war unter FdoG.org (http://gesellschaftsfreunde.blogspot.com/) bzw. fdog.wordpress.org, ist mit seinen Inhalten verschwunden.
Inmitten einer Bloggerszene, die sich mit Medienkritik, Nahost, Israel, Antisemitismus, Links- und Rechtsextremismus bzw. Meinungsfreiheit etc. auseinandersetzt, war es die zweite Attacke weniger Tage, denn kurz vorher hatte man die Webseite von Politblogger.net massiv angegriffen.

Nun verspüre ich zwar, was meine Sympathie für beide oben angesprochenen Blogs betrifft, ein klares Plus zugunsten FdoG, weil dieser Blog Meinungsfreiheit wortwörtlich nimmt und Zensur unliebsamer Gegner so weit als möglich unterlässt, Politblogger aber sein „Alleinstellungsmerkmal“ vornehmlich daraus bezieht, dass er sich als Antipode der Rechtsaußen-Webseite Politically Incorrect sieht und ansonsten im Gebaren seines Betreibers eher an Methoden von Neues Deutschland erinnert als an ein wirklich freies Kommunikations-Outlet, aber:


Wer andere Menschen auf brutalstmögliche Weise daran hindert, ihre Meinung zu sagen, gehört in den Orkus der Blogosphäre, ganz klar!
Dabei spielt es keine Rolle, ob man für oder gegen diese oder jene Meinungsäußerung ist.


TW24
hat in seinem Beitrag zur Datenvernichtungsaktion bei FdoG ein „Bekennerschreiben“ des Täters (der Taterin?) angeführt. Dort heißt es - ich übernehme wie (von) tw24 Punkt für Punkt ohne Korrektur, seine erklärenden Einschübe (nicht fett) dazwischen:
_datenkollektiv|taskforce_pswd*, es habe sich Zugang zum Blog der Freunde der offenen Gesellschaft verschafft und den “hier versammelten kapitalismus apolegeten den zugang gesperrt. bald werden wir dies blog und den hellbraunen inhalt entsorgen.” Als Grund gibt das _datenkollektiv|taskforce_pswd* an, die Freunde der offenen Gesellschaft hätten vorgegeben “, gegen antisemitismus zu sein”. Dies allerdings werde “durch ihre unterstützung für den kapitalismus widerlegt [..], der den antisemitismus notwendig hervorbringt.”

Was das eigentlich Erschreckende an diesem kranken Vorfall charakterisiert:


Im Unterschied zum Angriff auf Politblogger.net, der wohl extern erfolgte, machte sich bei FdoG, das von WordPress gehostet wird, ein ehemaliges Mitglied des Blogs, das anscheinend noch Admin-Rechte besaß, intensiv daran, zunächst seine ehemaligen Weggefährten vom Nutzungsrecht des Blogs auszusperren, indem es ihnen erst sämtliche Zugangsrechte entzog, um dann im zweiten Schritt kraft seiner Zugriffsmöglichkeiten den Blog samt (aller) Beiträge ins Daten-Nirwana zu befördern.
Also ein Angriff von "innen".

Zwei Schlüsse ziehe ich daraus:


1) Man muss sich (leider) zweimal überlegen, mit wem man sich (bei WordPress) zusammenschließt und

2) wem man Admin-Rechte einräumt.


Bei uns ([HonestReporting] Medien BackSpin) haben wir es von Anfang an immer so gehandhabt, dass nur zwei Personen Admin-Rechte haben (bei uns die Gründer des Blogs). Natürlich gibt es auch unter Freunden im Laufe der Jahre ab und zu mal Knatsch, weil es "menschelt", aber wir wissen, dass wir einander dennoch immer vertrauen können. Von außen kann da niemand eindringen.

Bei Castollux, den ich über Blogger hoste, wüsste ich auf Anhieb fünf Personen, denen ich immer vertrauen könnte - zweien ganz besonders, weil sie mich menschlich über die letzen 4 Jahre, seit ich sie kenne, nie enttäuscht haben (u.U. auch ein paar mehr; die fünf werden sich hier sicher angesprochen fühlen, wenn sie das jetzt lesen), aber das Problematische daran ist, dass ich damit ihnen indirekt eine zusätzliche Verantwortung aufbürden würde, wenn sie selbst auch einen eigenen Blog haben oder sonst journalistisch oder verlagsmäßig unterwegs sind.

Also ist es mir dann lieber, wenn ein Mensch meines Vertrauens auf mich zukommt statt umgekehrt. In diesem Fall kann man die Modalitäten immer noch absprechen, falls Interesse besteht.


Abschließend:

Ich wünsche FdoG, die jetzt unter dieser Adresse zu erreichen sind, von ganzem Herzen, dass sie sich nicht entmutigen lassen, was aus meiner Warte natürlich leicht gesagt ist. Da bringt man eher abgestürzte oder angegriffene Hardware wieder in Ordnung und baut Chips oder Karten wieder ein als abgestürzte Daten.

Bei der Qualität von FdoG lohnt es sich aber, weiter am Ball zu bleiben, schon deshalb, weil wir wissen, was wir an dem Blog haben.


FdoG verdient uneingeschränkte Unterstützung!

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