Montag, Dezember 14, 2009

Das Littman-Syndrom

Erinnern Sie sich noch daran, wie Mitte Juni 2008 der britische Historiker David Littman während einer Sitzung* des UN-„Menschenrechtsrates“ eine Erklärung über die Steinigung von Frauen und die Verheiratung von Mädchen in Ländern, in denen die Scharia angewandt wird, verlesen wollte und abgekanzelt wurde?

Dieser Tag kann mit Fug und Recht als Begräbnis erster Klasse für das Vorhaben der EU gewertet werden, die Scharia als (Mit-) Ursache für Menschenrechtsverstöße in islamischen Ländern zu brandmarken, denn, so der rumänische Ratspräsident
Doru Romulus Costea damals barsch gegenüber dem Delegierten Littman, der diese Missstände deutlich ansprach:
Erklärungen dürfen keine Beurteilungen oder Bewertungen von Religionen enthalten,
und weiter:
Ich garantiere Ihnen, dass beim nächsten Versuch jedes Redners, eine Religion, ein religiöses Gesetz oder Schriftstück zu beurteilen, ich ihm die Redeerlaubnis entziehen werde.
Özcan Mutlu, Grünen-Schulexperte in Berlin, muss das wohl noch im Ohr haben, denn er befindet nach Sarazzins Vorstoß zum Kopftuchverbot lapidar:
Ich halte nicht viel von einem Verbot, weil es die Religionsfreiheit der Kinder einschränkt.
Freiheit der Kinder? Ins gleiche Horn blasen natürlich auch wieder C. Roth und der Integrationsbeauftragte Günter Piening (Grüne).

Im Bild rechts: Verschleierte Mädchen in den Niederlanden.

Alles klar? Man kann es auch deutlicher sagen: Die Scharia steht seit dem 16. Juni 2008 offiziell über der Meinungsfreiheit und ist sakrosankt. Subtil natürlich nur, sagen Beschwichtiger, denn ganz so brachial will man es dann mit der Da'wa auch wieder nicht treiben.


David Littmann schien an jenem Junitag im Jahr 2008 die nachfolgenden Auseinandersetzungen mit dem
Politischen Islam vorausgeahnt zu haben, und auch unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich, was den Ablauf von Durban II und die öffentliche Debatte seitdem betreffen sollte: Kritik an Menschenrechtsverstößen im islamischen Machtbereich oder in islamischen Communities im Westen wird seit dem „Fall Littmann“ immer heftiger mit dem Vorwurf des Angriffes auf die Religionsfreiheit und mit dem damit verbundenen idiotischen Kampfbegriff „Islamophobie“ belegt. Und es funktioniert wie geschmiert, wie wir jetzt wieder erleben.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich vielleicht abschließend noch, den „
sensiblen Ästheten“ Navid Kermani zu zitieren, der im Zusammenhang mit dem Minarett-Entscheid Folgendes zu vermelden hat:
Die Rechtspopulisten und ihre ehemals liberalen, nun neokonservativ gewendeten Wegbereiter in den Medien, die auch in Deutschland mit dem Furor von Konvertiten auftreten, attackieren zwar den Islam, zielen aber auf das europäische Projekt. Nicht zufällig sind sie durchweg Skeptiker, wenn nicht Gegner des europäischen Einigungsprozesses..[...].
Mag ja sein, dass Kermani mit seiner Schlussfolgerung teilweise richtig liegt, was den Euro-Skeptizismus betrifft, obwohl er damit nur salafistische Nebelkerzen zündet, aber mich ekelt in diesem Zitat etwas anderes an - nämlich seine beleidigte Attitüde, wenn es um Kritik am Islam geht. Er beweist damit, dass er nur austeilen kann, und das nicht zu knapp und ziemlich schmutzig.

Na gut, Meinungsfreiheit, abgehakt. Wir sind da großzügig, oder etwa nicht?


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Hier kann man sich noch einmal das Video mit dem skandalösen Diskussionsverlauf der Sitzung ansehen.

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